Israels Spion Pollard kommt bald aus US-Haft
Sein Fall belastet die Beziehungen zwischen den USA und Israel seit 30 Jahren. Nach so langer Zeit soll der Spion Jonathan Pollard das US-Gefängnis verlassen dürfen. Außenpolitik spielt dabei angeblich keine Rolle.
Die US-Regierung bereitet die Freilassung des israelischen Spions Jonathan Pollard vor, der in den Vereinigten Staaten eine lebenslange Haftstrafe verbüßt. Im November könne seine Strafe zur Bewährung ausgesetzt werden, heißt es aus dem US-Justizministerium.
Ein Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats betonte, die zuständige Bewährungskommission werde über den Fall gemäß den gängigen Verfahren entscheiden. Eine mögliche Freilassung stehe in keinerlei Zusammenhang mit außenpolitischen Erwägungen. Er widersprach damit Spekulationen, wonach eine Entlassung Pollards ein politisches Zugeständnis der USA sein könnte, um die Spannungen mit Israel wegen des Atomabkommens mit dem Iran abzubauen.
Israel kämpfte stets für seine Begnadigung
US-Regierungsbeamte hatten im “Wall Street Journal” die Hoffnung geäußert, ein solcher Schritt könne die belasteten Beziehungen zu Israel “glätten”. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu ist der schärfste Kritiker der Vereinbarung, die kürzlich von den fünf UN-Vetomächten plus Deutschland und der Regierung in Teheran ausgehandelt worden war.
Israel und Netanjahu persönlich bemühen sich seit langem darum, dass der heute 60-jährige Pollard freikommt. Die US-Regierung blieb jedoch hart.
Pollard hatte als zivil angestellter Analyst bei der US-Marine auch Zugang zu hoch brisanten Unterlagen. Von Mai 1984 bis zu seiner Verhaftung im November 1985 übergab er dem israelischen Geheimdienst Mossad viele tausend Dokumente mit US-Spionagematerial aus dem arabischen Raum. 1987 wurde er zu lebenslanger Haft verurteilt.
In Israel, dessen Staatsbürgerschaft Pollard 1996 erhielt, genießt er den Status eines Nationalhelden.
rb/nem (afp, ap, dpa, rtr)